- Skiffle
- Skif|fle 〈[
skı̣fl] m. od. n.; -s; unz.; Mus.〉 auf einfachen Instrumenten (z. B. Mundharmonika u. Waschbrett) gespielter, volkstüml. Jazz [engl.]
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Skif|fle ['skɪfl̩ ], der, auch: das; -s [engl. skiffle, H. u., viell. lautm.]:Vorform des Jazz, der auf primitiven Instrumenten, z. B. Waschbrett, Kamm u. Jug, gespielt wird.* * *
Skiffle[englisch/amerikanisch; 'skɪfl]. Der Begriff ist ursprünglich eine afroamerikanische Slangbezeichnung für die in den frühen Zwanzigerjahren in Chicago unter den schwarzen Getto-Bewohnern aufgekommenen House Rent Partys, häusliche Geselligkeiten mit Musik — meist einem Blues-Pianisten, auf denen durch Verkauf von selbstgekochtem Essen und selbst gebrauten Likören versucht wurde, die Wohnungsmiete (House Rent) zusammenzubringen. Er ist nach dem Zweiten Weltkrieg in England aufgegriffen worden, als dort als Reaktion auf den kommerziell gewordenen Bigband-Jazz (Bigband) des Swing eine Erneuerungswelle einsetzte, die dem Jazz durch Rückgriff auf seine Frühphase in New Orleans (New-Orleans-Jazz) sowie seine volksmusikalischen Quellen etwas von der früheren Ursprünglichkeit zurückgeben wollte. Unter Skiffle wurde hier Jazz als nichtprofessionelle Volksmusik verstanden. Das Instrumentarium des englischen Skiffle, Gitarre, Banjo, papierverkleidete Kämme, Kazoo, Waschbrett und Seifenkistenbass, stellte tatsächlich jedoch eine Anleihe bei den afroamerikanischen Jug- und Washboard-Bands der Dreißigerjahre mit ihrer Straßenmusik-Variante des Jazz dar, wogegen das Repertoire auf den Folkblues Leadbellys (Huddie Ledbetter, 1885-1949) und die Folksongs (Folkmusic) Woody Guthries (1912-1967) zurückging. Historische Missverständnisse dieser Art änderten freilich nichts daran, dass aus den zunächst unter jazzbegeisterten Studenten aufgekommenen Skiffle Bands in den Fünfzigerjahren eine bis dahin beispiellose Amateurmusikbewegung mit Massenbasis wurde, aus der sich dann die meisten der frühen Mersey-Beat-Bands (Mersey-Beat) rekrutierten. Lonnie Donegans (* 1931) »Rock Island Line« (1954), die Skiffle-Version eines Leadbelly-Songs, erreichte 1956 sogar die britischen Hitparaden. Aber nicht nur als Auslöser einer breiten Amateurmusikbewegung, auch mit den im Zusammenhang damit massenhaft entstehenden Kellerklubs als eigenständigem Freizeitraum Jugendlicher ist die Skiffle-Bewegung in Großbritannien zu einer unmittelbaren Voraussetzung der britischen Beatmusik geworden. Gegen 1958 klang der Skiffle-Boom wieder ab. Die Skiffle-Bands begannen sich wie die späteren Beatles dem Rock 'n' Roll zuzuwenden, oder aber sie wechselten musikalisch zum Rhythm and Blues, der sich in England damals wachsender Beliebtheit erfreute. Lediglich im Rahmen der Ostermarsch-Bewegung blieb die Skiffle-Musik als musikalisches Transportmittel politischer Texte noch bis Anfang der Sechzigerjahre lebendig.* * *
Skif|fle ['skɪfl̩], der, auch: das; -s [engl. skiffle, H. u., viell. lautm.]: Vorform des Jazz, der auf primitiven Instrumenten, z. B. Waschbrett, Kamm u. Jug, gespielt wird.
Universal-Lexikon. 2012.